Im Januar haben wir Sie hier im Blog um Teilnahme an einer Umfrage zu Werkzeugen für die wissenschaftliche Kommunikation gebeten. Vielen Dank an all jene, die dieser Bitte nachgekommen sind! Die Ergebnisse liegen nun vor und wir möchten Ihnen hier die wichtigsten und aufschlussreichsten in Kürze vorstellen.
Insgesamt haben 30 Personen teilgenommen, davon 16 ProfessorInnen, vier Promovierende und ein Postdoc. Die Teilnehmenden ordneten sich überwiegend den Themenfeldern „Engineering & Technology“, „Social Sciences & Economics“ oder „Arts & Humanities“ zu. Die Hälfte hat schon im Jahr 2000 oder davor zum ersten Mal publiziert. Nicht publiziert haben bislang nur 2 Teilnehmende.
Discovery
Unter den verwendeten Suchinstrumenten stachen (in absteigender Reihenfolge) Google Scholar, Bibliothekskataloge (in verschiedenen freien Formulierungen unterschiedlich benannt), Web of Science und Scopus heraus.
Für die Literaturbeschaffung nutzen sechs Teilnehmende den Open-Access-Button und fünf ResearchGate. Bis auf zwei nutzen aber alle den über die Bibliothek der Hochschule Hannover zur Verfügung gestellten Zugang im Campusnetz, bzw. unseren Bibliotheksbestand. Acht gaben an, von Pay-Per-View-Optionen auf den Webseiten der Verlage Gebrauch zu machen. Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich auf unser Fernleih-Angebot hinweisen, das weitaus kostengünstiger ist!
Um sich per Alert auf neue Veröffentlichungen hinweisen zu lassen, wird Google Scholar bevorzugt. Hier ist anzumerken, dass sehr viele Fachdatenbanken auch eine solche Funktion bieten, zum Beispiel IEEE, Scopus oder Web of Science. In letzteren beiden kann man sich auch informieren lassen, wenn ein bestimmter Artikel zitiert wurde.
Online erschienene Artikel werden fast ausschließlich als PDF- oder HTML-Versionen betrachtet. Gedruckte Versionen sind allerdings nach wie vor gefragt.
Analysis
Für die Analyse von Daten oder Texten wird unter den Teilnehmenden mehrheitlich auf Excel gesetzt. Weitere Tools waren (absteigend) SPSS, Matlab, R und MAXQDA. Werkzeuge zum Veröffentlichen von Workflows oder Protokollen werden nicht in nennenswertem Umfang eingesetzt. Die einzige Doppeltnennung fällt auf Protocol Online.
Writing
Um Texte zu schreiben setzten – bis auf drei – alle auf Microsoft Word. Einige setzen stattdessen oder ergänzend auf LaTeX (sieben) und vier auf Google Drive/Docs. Libre oder Open Office ist an der Hochschule Hannover nur eine Randerscheinung.
Bei der Literaturverwaltung setzen 21 von 30 auf Citavi, 5 auf Zotero und 2 auf Papers oder Mendeley. 6 Personen setzen auf mehr als eine Lösung. Es ist zu vermuten, dass damit verschiedene Szenarien (für Einzel- und Gruppenarbeit oder für unterschiedliche Betriebssysteme) abgedeckt werden sollen.
Publication
Um Publikationen zu archivieren oder zu teilen setzen sechs auf SerWisS, unseren Server für Wissenschaftliche Schriften der Hochschule Hannover. Acht schreiben Working Papers – die übrigens in der Regel auch auf SerWisS veröffentlicht werden können. Wenn Sie herausfinden wollen, welche Ihrer Publikationen auf SerWisS archiviert und zweitveröffentlicht werden können: Dissem.in liefert Ihnen eine erste schnelle Einschätzung mit einer einfachen Namens- oder ORCID-Suche. Wir gehen Ihre Literaturliste aber auch gerne gemeinsam mit Ihnen durch. Kontaktieren Sie uns!
Um Code oder Daten zu veröffentlichen setzen die meisten auf Github. Die Nutzung von Forschungsdaten-Repositorien wurde – bis auf eine Nennung von Dataverse – nicht angegeben.
Um eine geeignete Zeitschrift für die eigene Publikation zu finden, setzen einige auf das Directory of Open Access Journals (das gerade seine Qualitätsstandards stark verbessert hat), andere auf Scopus. Zwei Teilnehmer gaben „persönliche Expertise“ als maßgeblichen Faktor an.
Wo wird dann publiziert? Mit 16 Personen bevorzugten etwa die Hälfte eine Fachzeitschrift bei einem traditionellen Verlag. Vier davon setzen parallel dazu auf die Publikation in Megajournals.
Outreach
Präsentationen und Poster veröffentlichen möchten die Teilnehmenden natürlich auch. Dafür wählen sie in erster Linie Slideshare und F1000.
Um die eigene Forschung bekannt und sichtbar zu machen, nutzen 8 Teilnehmende WordPress, 6 Wikipedia und 3 Twitter.
Zur Präsentation des eigenen Outputs in einem Forscherprofil nutzen 5 Personen Academia.edu. Jeweils 4 Personen verfügen über ein Profil bei ResearchGate oder Google Scholar. 9 nutzen die Webseite der Hochschule. Es gab nur eine Doppeltnennung zu dieser Frage. Der weltweit auf dem Vormarsch befindliche ORCID-Dienst hat an der Hochschule Hannover anscheinend noch keine größere Relevanz.
Assessment
Um den eigenen wissenschaftlichen Impact zu beobachten, setzen jeweils 4 Teilnehmende Scopus und/oder Web of Science ein.
Die Gretchenfragen
Abschließend wurde in drei Punkten Einschätzungen zur wissenschaftlichen Fachkommunikation abgefragt. Dabei kristallisiert sich heraus, das Open Access unter den Teilnehmenden eine starke Unterstützerbasis hat.
Auch Open Science, also der Versuch, Wissenschaft „offener“ und transparenter zu machen, findet viele Unterstützer:
Auf die Frage nach der bedeutendsten Entwicklung in der wissenschaftlichen Fachkommunikation in den nächsten Jahren wurde im Freitext und sehr unterschiedlich geantwortet. Gleich fünf Personen gaben hier Open Access an. Weitere Angaben in Auswahl:
- keine Zeit mehr für persönliche Kommunikation durch Überlastung
- Datensicherheit
- Beschleunigung der Wissenschaft durch Cloud-Dienste
- unabhängige Publikationsmöglichkeiten
- mehr Vernetzung durch Online-Communities
Wenn Sie die zugrunde liegenden Daten selbst erforschen möchten, steht Ihnen dies frei:
- DATEN: Der gesamte Datensatz der Befragung zu „Innovations in Scholarly Communication“ Survey in anonymisierter Rohfassung und bereinigten Daten, einer Liste von Variablen und dem Fragebogen.
- DASHBOARD: Ein interaktives Silk-Dashboard, mit dem Sie die Daten interaktiv auswerten und vergleichen können.
- BESCHREIBUNG: Beschreibung des Datensatzes auf F1000 Research.
- AUSWERTUNGS-SKRIPTE: Die Daten sind ebenfalls verfügbar auf Kaggle, wo man auch Skripte in R, Python oder Julia ausprobieren und teilen kann, ohne die Daten oder die dazu notwendige Software herunterzuladen.